Kleiner Reisebericht des Reiseabschnitts Georgien unserer großen Urlaubsreise bis Usbekistan.

Im Sommer 2012 haben wir kurzerhand beschlossen, eine große Reise in ferne Länder zu unternehmen – die letzte war 2007 nach Jordanien im Rahmen der Rallye Allgäu-Orient (leider ist diese Möglichkeit durch den Bürgerkrieg in Syrien nicht mehr machbar).
Die Wahl fiel relativ schnell auf Usbekistan als Alternativziel. Die Route dorthin hatten wir über Siebenbürgen, Istanbul, Schwarzmeerküste, Georgien, Baku und Turkmenistan geplant.

Nachdem die Gruppe von ursprünglich 6 Personen auf 4 Personen und zwei Autos geschrumpft war und die Visa für Kasachstan und Usbekistan schon besorgt waren, kam die quasi amtliche Absage aus Usbekistan, dass die Autos dort nicht verkauft werden können, es sei denn man zahle eine Unsumme an Zollgebühren.

Daher wurde erneut recherchiert und zum Glück die Seite von DeinRoadtrip.de gefunden. Hierbei handelt es sich um das Team rund um Rati Modebadze, der in Zestafoni bzw. Tiflis in Georgien lebt. Ergänzt wird dieses Team durch Christian, der mit Ratis Schwester zusammen in Deutschland lebt. Das dritte Teammitglied ist Sopo, eine gute Freundin von Rati, die in Georgien die Reiseleitung übernimmt und gut deutsch spricht. Nach wenigen Tagen konnten wir alle wesentlichen Dinge klären, insbesondere die Frage nach dem Verbleib der Fahrzeuge in Georgien. Hier konnte uns das Roadtrip-Team überzeugen, dass keine Gebühren oder Zölle bei der Abgabe der Fahrzeuge auf uns zukommen würden.

Nunmehr stand unserer Reise nichts mehr im Wege. Die Fahrt sollte uns über Ungarn, Rumänien, Bulgarien sowie Istanbul mit türkischer Schwarzmeerküste nach Georgien führen. Nach einer Woche in Georgien sollte es dann weiter mit dem Flugzeug von Tiflis nach Usbekistan gehen.

Es war also alles angerichtet, aber dann schlug das Schicksal zu und 4 Tage vor Abfahrt zog sich einer unser Mitfahrer einen Meniskusschaden und Kreuzbandriss zu. Kurzerhand wurde beschlossen, nur mit einem Auto zu Dritt zu fahren. Auch diese Absprache erfolgte problemlos mit DeinRoadtrip.de.

Somit fuhren wir dann entspannt zu dritt über das herrliche Siebenbürgen, die hektische Metropole Istanbul, die unverfälschte Schwarzmeerküste nach Georgien. Dort trafen wir nach einem absolut stressfreien Grenzübertritt auf Sopo und Rati an der Grenze. Nach herzlicher Begrüßung startete gleich das Programm.

  • Zunächst die wiedererwachende Küstenstadt Batumi und ihre schönen und weniger schönen Neubauten. Zum Glück überwiegen die schöneren. Direkt im Anschluss den wunderbaren Botanischen Garten von Batumi, der ein absolutes Muss sein sollte. In ihm breitet sich eine reichhaltige Flora Georgiens, die sowohl subtropische-mediterrane, mitteleuropäische, aber auch kaukasische Vegetationsformen umfasst.
  • Dann in die Dämmerung hinein die letzte Fahrt mit dem eigenen Auto nach Zestafoni zu Ratis Eltern. Ein Vorgeschmack auf die Georgische Fahrkultur – zum Glück ging es von da ab dann mit Chauffeur weiter. Nach einem wiederum sehr herzlichen Empfang und wunderbaren und reichhaltigem Abendessen ein Schlummerbier und ab in die Federn.
  • Da am nächsten Tag das Orthodoxe Osterfest gefeiert wurde und wir nach der Besichtigung des freistehenden Felsens eines Eremiten (Papa Maxim) und der ersten von zahllosen Kirchen aus dem 9.-14. Jahrhundert am Friedhof von Ratis Oma vorbeifuhren, erlebten wir das erste Highlight der gesamten Reise: Ostersonntag auf dem Friedhof. Im sonnendurchfluteten Friedhofswäldchen biegen sich aufgebaute Tische unter der Last der leckersten Schlemmereien und selbstgebrautem Wein und die gesamte Familie trifft sich um mit den Toten zu feiern.
  • Nach zahllosen wortreichen Trinksprüchen und entsprechend geleerten Weinbechern sowie Unmengen an super leckeren Häppchen (mein Favorit: eingelegte Auberginen mit Walnusstücken) zurück nach Zestafoni, denn das Abendessen wartete ja schon – dazu später mehr.
  • Zwischendurch fuhren wir nach Kutaisi und besichtigten die Kirchenanalge Bagrat in herrlicher Lage oberhalb des Gumati- Flusses und mit Blick auf die schneebedeckten Berge in der Ferne. Danach ging es weiter in das rd. 10 km entfernt gelegene Motsameta und in die benachbarte Klosteranlage Gelati, das ein bedeutendes religiöses Zentrum des Landes darstellt. Neben der traumhaften Lage beeindruckten vor allem folgende Dinge, die uns bei unserem weiteren Aufenthalt immer wieder begegnen sollte: Zum einen die einzigartige, teilweise dramatische schöne Lage dieser Kulturdenkmäler und zum anderen die Einfachheit dieser Anlagen und die Tatsache, dass diese keine touristische Infrastruktur besitzen . Kein Kassenhäuschen versperrt den Weg, die Natur hat sich zwischenzeitlich diese Orte teilweise zurück erobert. Ungewöhnlich auch, dass man als Besucher völlig ungestört jeden Winkel der Anlagen erobern kann, auf hohen Mauern ohne Absturzsicherung, und jedes alte Gebäude durchkämmen konnte.
  • Anschließend Rückfahrt nach Zestafoni und Fortsetzung der Osterfeierlichkeiten. Hierzu wurden wir von Sopos Familie, die ebenfalls in Zestafoni lebt, zum Abendessen eingeladen. Es war wiederum unglaublich wie herzlich wir empfangen wurden – das Essen war einfach köstlich.
  • Am nächsten Tag verließen wir Zestafoni und ließen unser Auto, das sich so zuverlässig zeigte schweren Herzens zurück. Es ging in den Kaukasus nach Stephansminda. Es erfolgte ein Zwischenstopp mit Besichtigung einer herrlich gelegenen Burganlage, die wir bei bestem Wetter erkundeten.
  • Zunächst jedoch nach zweistündiger Fahrt ein Zwischenstopp in Gori – die Geburtsstadt Stalins. In Gori macht sich die Nähe zu Süd-Ossetien bemerkbar, indem einige Siedlungen mit neu gebauten Häusern am Stadtrand sichtbar wurden und uns an die Zerrissenheit des Landes erinnerten. In Gori besichtigten wir das Geburtshauses Stalins und die über der Stadt thronende Burganlage. Nach einem köstlichen Mittagessen nahe Tiflis bogen wir nach Norden ab und fuhren auf direktem Weg in den Kaukasus. Stetig bergauf führte uns die Straße, die bis Gudauri (georgisches Skisportzentrum) noch gut ausgebaut ist, um danach unvermittelt in eine erbärmliche Schlaglochpiste überzugehen. Wir quälten uns den knapp 2.400 m hohen Kreuzpass hoch. Auffallend war, dass außer uns fast nur russische Touristen sowie armenische und iranische LKW unterwegs waren. Nach dem Kreuzpass wurden wir von dusteren, absolut unbeleuchteten Tunneln verschluckt, bevor wir endlich das Tal von Stephansminda erblickten. Hierzu nur ein Wort – absolut traumhaft! Der Ort ist eingerahmt von bis zu über 5.000 m hohen Bergen. Wir bezogen unsere Unterkunft, die am Dorfrand lag. Obwohl wir schon Mitte Mai hatten war es hier auf 1.800m Höhe frisch und in den Zimmern liefen die Öfen. Man konnte sich lebhaft vorstellen wie es hier im Winter aussehen würde. Das Abendessen fiel leider mangels Einkehrmöglichkeiten ins Wasser. Wir hatten den Fehler gemacht nach unserer Ankunft zu lange zu bummeln, so dass es zwischenzeitlich dunkel geworden war und anscheinend nach Einbruch der Dunkelheit nur noch Hunde, die wie Wölfe aussahen diese raue Gegend bevölkern.
  • Am nächsten Tag unternahmen wir eine ausgedehnte Wanderung zum rd. 2.200 m gelegenen Kirche Zminda Sameba. Nach einem steilen Aufstieg und der Durchquerung von Schneefeldern erreichten wir das Plateau mit der Kirche. Die Lage, die Einsamkeit und der Ausblick entschädigten für den mühevollen Aufstieg. Übrigens waren wir nahen dem Berg Kasbeg, an dem der Sage nach Prometheus angekettet war. Nach dem Abstieg traten wir die Rückfahrt an, wieder über den Kreuzpass in Richtung Tiflis. Wir trafen, wie auf dem Hinweg auch, wieder einige urige Schäfer auf Pferden, die ihre riesigen Schafherden mit Hilfe ihrer wolfsähnlichen Hunde die Straße entlang trieben, dazwischen hupende Autos, die versuchten, sich Weg zu bahnen. Die Rückfahrt war herrlich, langsam verschwanden die schneebedeckten Gipfel, die Umgebung wurde wieder grün und freundlich.
  • In Tiflis hatten wir einen Abend und zwei ganze Tage Zeit, es gibt so viel zu sehen und entdecken, dass man gut mehr Zeit hier verbringen könnte.Die Stadt befindet sich extrem stark im Wandel, es ist sehr empfehlenswert bald eine Reise dorthin zu machen. In der Altstadt stehen wunderschöne Häuser in gewundenen kopfsteingepflasterten Gassen, die aber zum Teil so marode sind, dass man den nahen unwiederbringlichen Zerfall ahnt.Von den Hügeln über der Stadt, genauer gesagt von den Ruinen einer Festung aus dem 3. Jahrhundert, hat man einen herrlichen Blick über die Häuser, von dort sieht man auch die modernen Bauten unten am Fluss und den neuen Präsidentenpalast im Stil des Weißen Hauses auf der anderen Seite des Flusses. Auch das alte Bäderviertel aus dem 17 Jahrhundert erblickten wir und den Botanischen Garten. Und zu erwähnen ist noch die Sameba-Kathedrale, das größte Kirchengebäude Transkaukasiens, das man weit über die Stadt sieht. Die Stadt scheint eine sehr lebendige Theater- und Kulturlandschaft zu besitzen, die wir in der Kürze aber nicht entdecken konnten. Ein kulinarisches Highlight bescherten uns Rati und Sopo am letzten Abend mit dem Besuch des Chinkali-Hauses! Ein ganz wunderbares Ambiente und mit Livemusik und Tanz, sehr würdig für den Abschiedsabend. Der Abschied am Flughafen fiel schwer, das Land und die gastfreundlichen Bewohner haben einen ganz eigenen Charme.

Kurzbewertung
TOP: die Kirchen und Burgen, Stephansminda, das Leben in/mit den Familien
FLOP: unsere Unterkunft in Tiflis……. das muss besser werden.
Fazit: Eine Reise, die wir jederzeit gerne wieder unternehmen würden

Doro, Michael, Gil im Juni 2013-06-13