Roadtrip nach Georgien – Schnapsidee? Abenteuer? Traumreise?

Als die Idee zu unserem Roadtrip nach Georgien aufkam, hielt ich es für eine Schnapsidee Im wahrsten Sinn des Wortes, den die Idee wurde auch einer feuchtfröhlichen Party geboren), für absurd und einen Horrorurlaub überhaupt.

Ich ließ mich darauf ein, weil ich unterschwellig neugierig war und die Heimat einer guten Freundin und ihre Familie kennenlernen wollte, hauptsächlich aber, weil ich meinen risikofreudigen Freund nicht alleine quer durch Europa mit einem Uraltauto fahren lassen wollte. Da wollte ich schon ein Auge drauf haben.

Wir wählten die Route über Budapest, Sofia, Istanbul, entlang der türkischen Schwarzmeerküste zum Grenzübergang nach Georgien in Richtung Batumi und dann weiter nach Zestafoni zur Familie Modebadze.

Die Fahrt an sich war schon ein Erlebnis, mit wunderbaren Sehenswürdigkeiten, exotischem Essen und toller Landschaft. Eine Reise durch die Kulturen Europas von Deutschland bis in den entlegensten Winkel der Türkei (Definitiv Rize an einem Freitag im Ramadan…. für mich als Frau keine soooo tolle Erfahrung :).

Aber dann der Empfang in Georgien! Rati traf uns mit Freunden an der Grenze und wir wurden herzlichst willkommen geheißen. In Zestafoni dann bei Verikos Familie erlebten wir, was Gastfreundlichkeit wirklich bedeutet.

Überhaupt sind „Herzlichkeit“ und „Gastfreundlichkeit“ das Thema, das unseren gesamten Aufenthalt und Kontakt bei der Familie Modebadze und ihren Freunden und Nachbarn prägt.

Ob an der georgischen „Tafel“, an der wir teilnehmen durften (kleiner Tipp: die Birnenlimonade hat die gleiche Farbe wie der Wein ;)) mit Tamada und Trinksprüchen, beim Besuch bei der Tante in Zestafoni oder bei einer anderen Tante in Kacheti…. Stets wurden wir aufs Herzlichste begrüßt und behandelt wie gute Freunde!

Es berührt mich noch heute sehr, wenn ich daran zurückdenke, wie gastfreundlich und großzügig wir bei Menschen aufgenommen wurden, deren Lebensstandards nicht mit denen in Deutschland vergleichbar sind, wie der Gast als von Gott gesandt betrachtet wird und entsprechend behandelt wird. Ich muss zugeben, das rückte bei mir so einiges an Perspektiven zurecht!

Georgien ist wunderschön! Landschaftlich faszinierend von den Bergdörfern im Kaukasus bis zu der (damals auf Grund einer Dürre ausgetrockneten) Flussebene in Kacheti, kulturell reich und faszinierend mit orthodoxen Klöstern und Kirchen mit wunderbaren Malereien und historischen Orten. Hättet ihr gewusst, das Kolchis (verbündete Stadt Trojas und Heimat des Goldenen Vlieses) in Georgien liegt? Seht ihr, ich auch nicht. Da bekommen antike Sagen ein ganz anderes Gesicht :.

Aber auch die noch sichtbaren Spuren des Kaukasuskrieges von 2008 oder die Tatsache, dass man auch der Rückreise aus Mestia (im Kaukasus) auf einmal an einer Straße steht, von der man nach rechts Richtung Abchasien blickt, das auch heute noch Sperrgebiet ist, faszinieren politisch und stimmen (mich zumindest) sehr sehr nachdenklich.

Habe ich noch was vergessen?

Ach ja, das Essen! Wenn ihr da seid, esst unbedingt georgische Gerichte (und vergesst, dass ihr vielleicht grad am Abnehmen seid :). Ob es Chinkali (gefüllte Teigtaschen), Chatschapuri (eine Art Fladenbrot mit Käse gefüllt), Lobio (Bohnen), Auberginen mit Nüssen oder eine andere Leckerei sind: Probiert es! Ihr werdet es definitiv nicht bereuen! Und probiert Sasamtro! Danach werdet ihr in Deutschland nie wieder Wassermelonen essen wollen!

Natürlich muss man sich bei so einem Urlaub als Mitteleuropäer(in) (und ich gebe zu, dass ich manchmal echt spießig sein kann) auf die Mentalität und die Gegebenheiten Georgiens einlassen.

Wenn man auf eigene Faust so einen Urlaub unternimmt und in Georgien vor Ort spontan plant, was man sehen und tun möchte, kann es schon mitunter zu abenteuerlichen Situationen kommen.


Sei es nun

  • auf Grund der Straßenverhältnisse (wisst ihr wie dunkel und unheimlich eine Schotterpiste im Kaukasus sein kann, wenn es weit und breit keine Lichtverschmutzung gibt?????),
  • weil es, wenn man im 2:00 morgens in einem kaukasischen Dorf ankommt, kein Hotelzimmer mehr gibt und man nicht weiß, wo man übernachten soll (keine Angst, der Dorfpolizist hat uns dann noch in einer Pension untergebracht, aber ich war erst mal panisch),
  • weil man mit 7-8 Personen in einem Tuareg ins höchste Dorf Europas fährt und der coolste Sitzplatz im Kofferraum ist (Heckklappe natürlich offen), von dem aus du der Polizeistreife zuwinken kannst, die das ganze mit einem Grinsen quittieren oder
  • weil in Ushguli bei Regen der Strom abgeschaltet werden muss, weil es sonst auf Grund der abenteuerliche Verkabelung zum Kurzschluss kommt.

Das dürfte aber nur bei Spontanaktionen der Fall sein 🙂

Der Urlaub in Georgien war einer der schönsten, abenteuerlichsten und für mich lehrreichsten, die ich je machen durfte, und ich freu mich darauf, vielleicht noch einmal hinzufahren!!!!!
Daher ist mein Fazit: Roadtrip nach Georgien = abenteuerliche Traumreise!

Also fahrt hin und genießt das Land!

xoxo, Biene

Ach ja, P.S.:

Wenn ihr im Hochsommer hinfahrt, merkt euch folgenden Satz: „Me minda ts’qali tu scheidsleba“ (Ich möchte bitte Wasser!) und „Gmadlob!“ (Danke!) Es ist nämlich unglaublich warm in Georgien 🙂